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callas_104

unregistriert

1

Montag, 7. November 2011, 15:06

Das Leben stellt einem immer wieder Herausforderungen...

Hallo,

so genau weiß ich nicht, wie ich beginnen soll. Ich habe von einigen Beiträge gelesen, die mich sehr erschüttert haben und irgendwie meine "Problemchen" wieder in den Hintergrund treten lassen. Ich muss dazu sagen, dass ich auch einige meiner Steine auf dem Weg meines Lebens schon beiseite schaffen oder zumindest einigermaßen bearbeiten konnte. Dennoch stolpere ich immer wieder über die Ausläufer. Das Schlimme für mich dabei ist, dass ich Sozialpädagogik studiert habe und auch in diesem Job als Selbständige arbeite Aber dennoch im Privatleben stürze. Ich helfe Menschen sehr gerne, ich sehe meinen Job nicht als harte Arbeit an, sondern als eine Berufung. Dennoch vergesse ich mich oft selbst dabei. Ich müsste doch wissen, wie man damit klar kommt, zumindest werfe ich mir das dann vor.


Vielleicht beginne ich damit, Eckpunkte meines Lebens aufzuschreiben.

Meine leiblichen Eltern haben sich scheiden lassen als ich ca. zwischen einem dreiviertel und eineinhalb Jahre alt war. Durch das damalige DDR-Gesetz war es meinem Vater nicht möglich Kontakt zu mir zu haben, es wurde ihm verboten und er musste mich zur Adoption frei geben. Als ich drei Jahre alt war heiratete meinen Mutter erneut und ein Jahr später bekam ich eine Schwester. An meinem 7. Geburtstag starb mein Großvater, den ich über alles liebte. Seither war mein Geburtstag immer mit dem Todestag verbunden und wurde nie richtig gefeiert. Ich kann mich nur noch an einzelne Situationen meiner Kindheit erinnern, aber diese waren geprägt von Schlägen von Seiten meines Stiefvaters (er adoptierte mich) und der ständigen Demütigung
von Seiten meiner Stiefgroßeltern.Ich fühlte immer als Kind und Jugendliche, dass irgendetwas in dieser Familie nicht stimmte und kam immer zu dem Ergebnis, dass ich dieser Fehler war. Aber wissen konnte ich es nicht. Meine Stiefgroßeltern behandelten mich immer anders als die "leiblichen" Enkel und ich habe es nie verstanden.
Auch die Schulzeit viel mir sehr schwer, denn meine Mitschüler hänselten mich, wo es nur ging. Auch dies habe ich nie verstanden, irgendwie passte ich nie irgendwohin.
Meine Eltern ließen mich alleine mit schulischen Problemen, sie konnten mir nicht helfen. Das was sie taten waren Vorwürfe, ich würde nicht einmal mehr als Kloputze taugen. Mein Stiefvater war jähzornig, schlug um sich, verprügelte mich. Meine Mutter war hilflos. Ich bettelte sie so oft an, ihn zu verlassen, doch sie tat es nicht.

Mit 16 hatte ich zum ersten Mal den Mut ihm ins Gesicht zu sagen, dass ich ihn anzeigen werde, wenn er noch ein einziges Mal die Hand gegen mich erhebt. Er hörte zwar auf zu schlagen, aber seine Launen wurden nicht besser. Mit 18 fing ich an zu studieren, auch hier war ich eher Außenseiter. Mit 19 haben mir meine Eltern gesagt, dass ich nicht die Tochter meines bis dahin geglaubten Vaters sei. Ich dachte ja immer, das mein Stiefvater mein Vater ist. Ich fiel aus allen Wolken, ich hatte Fragen, aber bekam kaum Antworten. Wollte mich mein Vater nicht? Was war passiert? Mir wurde damit der Boden unter den Füßen weggerissen, ich fühlte mich wurzellos. Ich schlug mich 1,5 Monate mit diesen Gedanken und Fragen herum, bis ich mir ein Herz fasste und zu meinem leiblichen Vater fuhr. Ich wollte Antworten. Zum Glück nahm mich mein Vater mit offenen Armen auf und gab mir ein paar Antworten. Vieles weiß ich aber bis heute nicht.
Vor allem wusste es jeder in
meiner Umgebung, nur ich nicht. Als es endlich heraus kam nahmen einige
Menschen dies zum Anlass mit mir zu brechen. Jetzt mussten sie ja keine
heile Welt mehr vorspielen. Am schlimmsten waren die Stiefgroßeltern. Ich bekam nichts mehr zu Weihnachten, mir wurde nicht zum Geburtstag gratuliert und wenn ich nicht das tat, was von mir verlangt wurde, dann hieß es ich hätte keinen Anstand.
2007 nach einer gescheiterten Beziehung lernte ich leider einen Typen kennen, der mir zwar durch eine schwere Zeit half, sich dann aber in mich verliebte und mich zu einer Beziehung zwang. Ich wollte das nie, doch wenn ich auszubrechen versuchte zwang er mich bei ihm zu bleiben, sonst würde er sich und mir etwas antun. Ein Jahr später hielt ich es nicht mehr aus und es kam zur Eskalation. Er wollte mich umbringen, aus Eifersucht, aus falscher Liebe, aus Minderwertigkeitskomplexen... Ich entkam nur knapp mit einigen Blessuren, ich konnte die Polizei rufen. Seit dem kämpfe ich um mein Recht. Die Anzeige hat nichts gebracht, er wurde nicht verurteilt. Es kam ein Täter-Opfer-Ausgleich, der aber noch heute andauert, da er nicht zahlt. Ich verlor alles wegen ihm, Wohnung, Einrichtung, Geld. Ich war am Ende. Ich litt unter Angst und Panikzuständen, fühlte mich von ihm verfolgt (was er auch tw. tat). Ich ging in Therapie, musste Anti-Depressiva nehmen, nahm dadurch über 10kg zu und ging letztendlich 2009 in Reha. Was zudem noch passierte war, dass es zu Weihnachten 2008 einen großen Familienstreit gab. Mein Stiefvater rastete aus, als ich zu Besuch war und schmiss mich aus dem Haus. Meine Mutter wollte sich deswegen umbringen. Doch sie blieb bei ihm und ich ging. Ich brach damals den Kontakt zu meinen Eltern vorerst ab, aber zu meinen Stiefgroßeltern, die mich an ihrer goldenen Hochzeit, öffentlich bloßstellten, brach ich ihn gänzlich ab. Meine Mutter war am Boden zerstört, zu ihr hielt ich langsam wieder Kontakt. Mein Stiefvater entschuldigte sich nach zwei Monaten meiner Mutter zuliebe. Seither ist das Verhältnis besser geworden.
Die Reha und die Therapie haben mir zwar in einigen Punkten die Augen geöffnet, doch ich habe mich letztendlich selbst aus allem herausgezogen. Da auch die Arbeit damals sehr stressig war, ein Privatleben damit nicht möglich, habe ich mich letztes Jahr dazu entschlossen mich selbständig zu machen. Und es funktioniert!
Auch lernte ich nach 2 Jahren einen Mann kennen und lieben und wir sind nun seit einem Monat verlobt. Wir wollen im Mai nächsten Jahres heiraten.
Doch meine Vergangenheit holt mich immer wieder mal ein.
Ich habe nicht das beste Selbstvertrauen, auch wenn ich eigentlich stolz darauf sein könnte, was ich bisher erreicht habe. Und das nagt an mir.

So, dies war meine Lebensgeschichte in Kurzfassung. Es fällt mir noch heute schwer das Vergangene ruhen zu lassen. Ende November werde ich zum ersten Mal seit 3 Jahren wieder auf meine Stiefgroßeltern treffen. Ich habe Angst davor. Denn ich bin mir nicht sicher, ob diesmal meine Eltern endlich richtig hinter mir stehen und sich für mich einsetzen. Das, was sie schon vor Jahren hätten tun müssen.

Ich stehe derzeit ziemlich unter Druck. Die Angst belastet mich sehr, was passieren könnte. Zudem ist der Job auch nicht so einfach als Selbständige und ich habe Angst, dass mein fehlendes Selbstvertrauen meine Beziehung belastet. Wir hatten ein paar Streits, bei denen ich fast explodierte wie ein Vulkan, ich wusste mir in diesen Momenten einfach nicht zu helfen und konnte mich auch nicht beruhigen. Ich weiß selbst nicht, wie es so eskalieren konnte. Alles in mir Aufgestaute kam heraus. Und ich hoffe dies irgendwie in den Griff zu bekommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dies alleine schaffe.

Lg, callas_104


Tinkerbella1985

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2

Montag, 7. November 2011, 17:28

Hallo Callas_104,

owei, da hast du ja schon eine menge mit gemacht. Hut ab, was du trotz allem geschafft hast.

Wie ist denn der Kontakt zu deinem leiblichen Vater?

Es ist echt hart, wenn gerade die "Familie" nicht hinter einem steht und einem noch mehr Probleme macht. Ich kann dir nur raten dich, so gut es geht, zu distanzieren. Geht dein Verlobter mit dir zu deinen Stiefgroßeltern? Ich denke das könnte dir eine Hilfe sein dich ein wenig innerlich zu distanzieren, wenn du auf sie triffst.

Es ist normal, dass du anderen Leuten besser helfen kannst als dir. Da steckst du ja nicht mit so vielen Gefühlen drin wie bei dir selber. Es ist trotzdem eine stärke, dass du so für andere da sein kannst.

Hast du denn im Moment Therapeutische Hilfe?

Liebe grüße und ein
Signatur von »Tinkerbella1985« Wozu fragen mich die Wellen, wonach ich sie frage?

Und wieso branden mit soviel vergeblichem
Schwung sie gegen die Felsen?
Werden sie nicht müde, immer wieder
dem Strand ihre Liebe zu erklären?



Ruhrengel

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Montag, 7. November 2011, 18:00

Hallo Callas_104

Als ich hier gelesen habe, musste ich schlucken und mehrmals durchlesen!!! Sei stolz auf dich, wie weit du es gebracht hast

Wende dich von deiner Familie völlig ab, denn die sind´s nicht wert!!!! Ich kenne es ziemlich gut und ich kann dir nachvollziehen, wie die Familie tickt!!!!

Ich schicke dir auch mal ein riesengrosses

GGlG Ruhrengel
Signatur von »Ruhrengel« GGLG Ruhrengel




Manchmal fühlt ein Mensch sich außerstande,
sein Leben neu zu gestalten.
Er findet die Kraft jedoch wieder,
sobald er sich vom fröhlichen Engel des Lebens leiten lässt

callas_104

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4

Montag, 7. November 2011, 18:48

Hallo Ruhrengel und Tinkerbella1985,
vielen Dank für euren Zuspruch! Es tut gut zu hören, dass doch nicht alles falsch an einem sein kann.

Ich habe meine Therapie nach der Reha im April 2009 abgebrochen, da ich dort nur noch ungern hingegangen bin. Ich musste mir vorher immer genau überlegen, was ich als Thema anspreche, woran ersteinmal nichts dagegen spricht, aber irgendwann wusste ich nicht mehr, was ich sagen soll. Ich hatte zudem oft das Gefühl, dass mein Therapeut mehr von sich erzählt, als ich und zudem hat er mich auch oft damit abgeschreckt, zu erzählen, welche Patienten er verklagt hat, weil sie mal nicht rechtzeitig absagen konnten usw... Ich wollte den Therapeuten wechseln, aber die Wartelisten war bei den wenigen Guten echt lang., Ich brauchte damals gleich Hilfe und nicht erst in einem Jahr. Also nahm ich es selbst in die Hand und brach die Therapie ab.

Das Verhältnis zu meinen Eltern ( also meiner Mutter und Stiefvater) hat sich deutlich verbessert. Mit meiner Mom hatte ich nie so Probleme, außer dass sie nie so richtig hinter mir stand. Eine Therapeutin in der Reha meinte, ich hätte mit ihr unbewusst die Rollen getauscht. Ich habe immer versucht sie zu schützen, was eigentlich ihre Aufgabe mir gegenüber war. Sie kam nie aus der Rolle raus, vielleicht aus Angst, dass wieder eine Ehe gescheitert ist und sie am Ende alleine da steht. Meinen Stiefvater genieße ich eher mit Vorsicht, wobei ich schon seit langem nicht mehr alleine bei meinen Eltern zu Besuch war. Meine Eltern wohnen auch 400km weiter weg, so dass wir uns eher selten sehen. Ich habe meinen Standpunkt ganz klar ihnen gegenüber geäußert und mittlerweile scheinen sie diesen akzeptiert zu haben. Der Grund, warum ich auf meine Stiefgroßeltern treffe ist der, dass meine leibliche (und liebe!) Oma 80.Geburtstag hat und ich seit langem mal wieder mit feier. Auch hier habe ich Bedingungen gegenüber meinen Eltern gestellt, dass ich absolut nichts mit meinen Stiefgroßeltern zu tun haben will, sie nicht beachten werde usw. Und ich habe sie gebeten mich darin zu unterstützen., Sie haben zugesagt, da das Verhältnis zwischen meinen Eltern und den Eltern meines Stiefvaters an sich wohl auch sehr angespannt ist seit einiger Zeit. Ich hoffe nur, sie halten ihr Versprechen, ansonsten gehe ich. Mein Verlobter ist dabei, er kennt meine Stiefgroßeltern nicht, aber er will mich unterstützen und genauso reagieren, wie ich es möchte, damit es mich nicht so mitnimmt.
Ich konnte es ihnen nie recht machen, sie haben mich immer mit meiner Cousine verglichen: Wenn ich lange Haare hatte waren es hässliche Borsten, die abgeschnitten werden müssen, bei ihr fanden sie es immer schön: sie ist erst nach fast 8 Jahren mit dem Studium fertig geworden, da sie immer Auslandssemester einschob weil sie nicht wusste, was sie will und sie fanden es toll, mein Studium zog ich in 3 Jahren durch, ich hatte danach gleich einen festen Job (fast 5 Jahre)und habe mich letztes Jahr selbständig gemacht, aber das zählt alles nicht.

Mit meinem leiblichen Vater habe ich Kontakt, aber eher freundschaftlich. Seine Familie hat mich sehr herzlich aufgenommen, es war damals ein Unterschied wie Tag und Nacht zu meinen Eltern.
Da ich ja jetzt heiraten werde habe ich darum gebeten, dass beide ihr Kriegsbeil begraben und beide zur Hochzeit kommen. Sie haben zugesagt und ich hoffe sie halten ihr Versprechen.

Lg, callas_104

Tinkerbella1985

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Mittwoch, 9. November 2011, 21:12

Hallo Callas_104,

Das, was deine Stiefgroßeltern mit dir gemacht haben ist echt gemein und es muss hart sein. Das gute ist, dass du eine erklärung hast, warum sie so zu dir waren, was natürlich kein Grund ist, dass sie dich so behandelt haben.

Ich finde es sehr gut, dass dein Verlobter mit dir dahin geht. So hast du unterstützung und auf jeden Fall einen, auf den du dich verlassen kannst. Ich würde sie auch einfach ignorieren, sie haben es auch nicht anders verdient. Ich hoffe nur, dass nicht zu viele Gefühle hoch kommen, wenn du sie siehst.

Ich finde es schön, dass dein leiblicher Vater dich so herzlich aufgenommen hat und seine Familie auch, so weißt du, dass es auch anders sein kann. Ich hoffe, dass sich deine Eltern auf deiner Hochzeit zusammen reißen aber ich denke, für einen tag geht das schon. Wann heiratest du denn? Voll schön! Wollte auch immer heiraten und hoffe, dass ich es irgendwann auch kann

Ganz liebe Grüße
Signatur von »Tinkerbella1985« Wozu fragen mich die Wellen, wonach ich sie frage?

Und wieso branden mit soviel vergeblichem
Schwung sie gegen die Felsen?
Werden sie nicht müde, immer wieder
dem Strand ihre Liebe zu erklären?



callas_104

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Donnerstag, 10. November 2011, 22:10

Das wirst du bestimmt auch irgendwann!
Für mich kam der Antrag auch eher überraschend, ich habe immer geglaubt, dass mich eh keiner heiraten würde bzw. es war immer alles so weit weg. Und bei meinem Verlobten war ich mir zum ersten Mal in einer Beziehung sicher, dass er der Mann fürs Leben ist Wir sind fleißig am Planen, im Mai soll es soweit sein .

Zu meinen "Großeltern" (ich nenne sie eigentlich gar nicht mehr so): Ich habe mir fest vorgenommen sie zu ignorieren, weder grüßen noch sonst etwas und sollten sie es wagen auch nur ein Wort gegen mich zu wenden, dann werde ich wahrscheinlich platzen und alles aus mir raussprudeln. Aber wahrscheinlich hat grade der Drache sowieso keinen Schneid was zu sagen, das kommt dann wieder hinterher... Sie fing ja schon wieder an abwertend vor meiner lieben Granny zu reden, ob mein Typ auch mitkommt, dabei kennt sie ihn gar nicht und sie weiß auch nicht, dass wir heiraten.

"));