Ich hab's auch mal versucht, weil man mir keine Ruhe gelassen hat und dann war's voll der Flop. Es hat nicht geholfen und die Nebenwirkungen sind mitunter happig. Das fällt ganz individuell verschieden aus, wie diese Medikamente wirken.
Muss jeder selber wissen, ob er lieber die Erkrankung aushält, wie sie ist, oder ob er Medikation dazu nimmt. Das hängt natürlich davon ab, er er selbst es für gut befindet und für hilfreich befindet.
Wunderpillen sind es nach meinem Dafürhalten nicht, dafür versagen sie zu oft und haben eben gewaltige Nebenwirkungen.
Dass man, wenn man medikamentöse Therapie ablehnt, oft als unwillig bezeichnet wird, ist leider so. Ich finde das reichlich unverschämt, je nachdem, von wem sowas kommt. Das sind keine Smarties und es kann später beim Absetzen Folgen geben, die so schlimm sind, dass manche Leute auch von ADs nicht mehr wegkommen. Wenn man schwanger wird, können die erhebliche Risiken für's Kind haben... Es ist alles nicht so easy und deshalb sollte man damit zurückhaltend sein. Wer's braucht, ok. Aber so unkritisch, wie manche Ärzte die einsetzen, finde ich das nicht in Ordnung.
Und zuviel Druck auszuüben, ist auch nicht ok. Anbieten, drüber reden, aufklären, ja, aber dann sollte man auch wieder langsam machen auf ärztlicher Seite.
Mein Therapeut ist Psychotherapeut in der Hauptsache, aber auch eben Psychiater und klinischer Arzt. Er hat eher schwere Fälle zu behandeln und dass er Psychopharmaka einsetzt, ist für ihn ganz normal. Er ist da sicherlich kein Gegner. Aber er macht das unter sehr vernünftigen Gesichtspunkten und nur da, wo es wirklich sinnvoll ist. Mir wollte er eigentlich auch zusätzlich zur Traumatherapie medikamentöse Therapie dazunehmen, aber aufgrund der vorangegangen Versuche, die nix waren, hat er dann auch dagegen entschieden bzw. hat harmlosere Alternativen ausgesucht. Medikamentöse Therapie sollte gemacht werden, weil man davon überzeugt wurde und nicht weil man da endlos reingedrängt wird. Und ich bin offener geworden dafür, als man aufgehört hat, mich zu drängen, sondern er mir gesagt hat, dass es eben für die Erkrankung gut sein könnte, wenn ich das nehme.
Es ist schade, dass soviele Ärzte einfach nur Pro oder Anti von Medikamenten bei psychischen Erkrankungen sind. Die einen lehnen es ab als Teufelszeug und die anderen tun so, als wären das Hustenbonbons und kippen drauf, was geht.
Der Mittelweg ist der Richtige, dass man es verordnet, wo es gebraucht wird und zwar mit kritischem Auge und viel Know-How und Erfahrung. Es ist nämlich so, dass viele Medikamente einen therapeutischen Ansatz haben und eben nicht nur wirken, solange man sie nimmt, sondern auch einen anhaltenden Therapieeffekt haben bzw. manche Therapieentwicklung unterstützten. Mein Thera sagt, dass sogar viele Kollegen Psychopharmaka oft nicht einsetzen, wo sie sollten, weil sie die pharmakologischen Ansätze in Zusammenhang mit den neurobiologischen Vorgängen der Erkrankung gar nicht richtig verstehen. Und das hat mir dann schon zu denken gegeben und wir haben es durchgesprochen und dann gesagt, es hat bisher nix gebraucht, ich hab's versucht und es war nicht gut und daher machen wir nun was Anderes, was hilft, aber eben ohne diese Nebenwirkungen auskommt.
Ich hab' immer total anti über Medikation gedacht. Aber mein Thera ist echt ein so gewissenhafter Typ, der echt nur den Leuten helfen will und so ein Sentiment hat, dass er keinen leiden sehen kann, dass ich mir denke, wenn der medikamentöse Therapie für so wichtig und richtig erachtet, dann steckt da was hinter und man sollte sich da wirklich offen und ehrlich damit auseinandersetzen, es nicht einfach aus ideologischen Gründen ablehnen, aber auch nicht einfach sein Glück in Pillen suchen. Es ist die Kombi aus vielen Bausteinen, die gesund macht und da können auch Tabletten für die Psyche dazu gehören und richtig und wichtig sein.
Ich würde sagen:
Wenn's einem wirklich zu schlecht geht: Ausprobieren und versuchen und wenn's nix ist, halt wieder lassen.
LG
Elsa